Sunday Worship Service 5 pm

Thursday, October 20, 2011

Ein paar Gedanken zur Vorherbestimmung - Ein Brief


Deine Frage wegen "Vorherbestimmung" war vielleicht der Grund, warum ich nicht vorschnell mit ein paar Zeilen antworten wollte... sie gehört nämlich zu den ganz schwierigen...

Gibt es so etwas wie Vorherbestimmung ? Bestimmt Gott alles vorher, was passiert ? Und wenn ja, was für einen Unterschied macht es, was ich mit meinem Leben anfange ? Ist alles nicht nur ein großes Theaterstück ?

Das sind schwerwiegende Fragen, wenn man an die Existenz Gottes glaubt.




Viele kluge Köpfe in der Kirchengeschichte haben sich schon viele schwierige Gedanken darüber gemacht und haben keine Formel gefunden, die alles einfach auflöst...

Aber keine Panik ! Ich glaube, vieles ist doch etwas einfacher, als wir denken, wenn wir viel darüber nachdenken...

Natürlich kann ich nicht in einem kurzen Brief alle Aspekte hinein nehmen. Aber die Alternative wäre es, endlose Bücher zu schreiben. Dazu fehlt mir schlicht und einfach die Zeit (oder vielleicht doch die Motivation), aber es gibt ja genug Leute, die das besser können, und endlose Bücherlisten auch.

Mir liegt die praktische Umsetzung in meinen Alltag und eine Beziehung voller Liebe und Vertrauen zu Gott durch Jesus am Herzen. Und ich denke, so wie ich Jesus kenne und Sein Wort, sieht er selbst das auch so.


Kompakte Kurzantwort: Gott erwartet meinen Einsatz auf ganzer Linie für mein und anderer Leute Leben, egal, was dabei herauskommt, aber in allem, ob ich es merke oder nicht, bin ich von Ihm abhängig, und die Oberkontrolle über alles behält Er.


Etwas ausführlicher hier also meine Meinung, nach viel viel viel Bibel studieren (d.h. suchen und blättern blättern blättern) und mit anderen reden, reden, reden, und lesen, lesen, lesen, und selber nachdenken: Wir haben hier ein Paradox ! Aha !

In der Bibel gibt es gleich eine ganze Menge davon (Paradoxa), und sie sind eigentlich nicht zu “lösen”, es sei denn, Gott zeigt uns evtl. die Lösung, in etwa wie bei einem Rätsel. Was läuft und ist doch starr ? Geht doch gar nicht ! - Doch ! Die Nase. Oder die Uhr. Jetzt als plattes Beispiel.

Bei Gott: Einer und doch drei. Jesus: Ganz Gott und doch ganz Mensch. Jesus: Leidendes Gotteslamm und Herr der Welt. Gekrönt als König aber doch an vielen Orten der Erde noch nicht sichtbar und erlebbar... uvm.




Als Mensch ist man in seinem Verstehen universaler Zusammenhänge doch leicht eingeschränkt. Rein schon vom Größenverhältnis her... Es hilft, das anzuerkennen.

Mit der Vorherbestimmung ist das so: Die Bibel sagt eindeutig, dass Gott alles weiß und "alles in sein Buch geschrieben hat, bevor noch ein Tag davon war".

Das ist auch nicht Vorherbestimmung, sondern Vorher-Wissen.

(Wenn du mal die ganzen Bibelstellen wissen willst - ein ander Mal ! Das sind nämlich ganz schön viele ! Ich gebe dir in meiner Antwort einfach eine Zusammenfassung vieler Bibelstellen.)

In der Bibel lesen wir aber auch, dass Gott uns auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, und dass unser gutes Tun da nix groß beigetragen hat - sondern einfach nur darum, weil Er uns liebt !

Das spüren wir ja auch ganz deutlich, wenn wir vor Ihm sind im Gebet - wie Er uns liebt und beschenkt trotz unserer Macken und unseres Versagens !

Da steht beispielsweise auch, dass Er Könige einsetzt und absetzt und ihre Herzen lenkt wie Wasserbäche.

Da steht auch, dass wir ohne Seine aktive Hilfe gar nicht in der Lage sind, etwas Gutes hinzukriegen: Alles in unserem Leben Gelingende ist Sein Geschenk !

Und wenn Er uns nicht aktiv beschützt und zurückhält, fallen wir prompt von einem Bösen ins nächste.

Also Gott bestimmt schon ganz schön Vieles, und zwar nicht spontan, sondern - gut durchdacht - vorher ! Hm. Vorher-Bestimmung. Sieht wohl danach aus.

Aber hier wird´s schwieriger. Was ist denn mit denen, die böse sind ? Sind die gar nicht schuld, weil Gott sie ja nicht dazu bringt, gut zu sein ?

Genau diese Frage ist beklemmend: Ist das nicht vorherbestimmt, dass einige Menschen böse sind, und sind sie dann überhaupt für ihr Tun verantwortlich ? Und wie du schreibst: Wenn alles vorherbestimmt ist, was bringt denn dann mein Mühen ?

Ich halte das für völlig daneben !!!

Gott redet ganz deutlich von Entscheidung und Verantwortung und Sich-Bemühen und Um-eine-gute-Einstellung-Kämpfen usw. Also geht Gott davon aus, dass wir entscheiden können, und es macht bei Ihm einen Unterschied, was wir mit unserem Leben machen und wie wir es führen.

Gott ist an erster Stelle Liebe - und Liebe lässt Freiheit ! Da gibt es eindeutig eine Wahl und eine Freiheit !

Selbst wenn wir nicht im umfassenden Sinne frei sind - durch unsere sozialen Abhängigkeiten, durch Unwissen oder durch das Gewöhnen an Falsches. Und durch das, was die Bibel "Sünde" nennt: Gefangen sein in der Neigung zum Bösen. In der Trennung von Gott.

Doch stehen wir immer wieder vor Entscheidungen, und wir treffen sie, und sie bestimmen entscheidend über unser Leben.

Gott verhindert nicht alle schlechten Entscheidungen, manchmal aber schon. Manchmal spüren wir Seine Bewahrung, aber manchmal geht alles schief und Tragödien geschehen. Seine Absicht mit uns ist immer, uns für sich zurückzugewinnen. Gott spielt nicht mit uns - Er liebt ! Reiner und echter und tiefer, als wie wir das je erfahren können ! Liebe spielt nicht.

Gott ist an erster Stelle gnädig und wahnsinnig mitfühlend, er gibt jedem Menschen nicht nur die zweite Chance, sondern auch die hundertste und tausendste.

Wo würden wir sonst landen ohne seine so entschlossen vergebende Haltung uns gegenüber. Das kriegen wir nicht mal bruchstückhaft so hin.




Das sehen wir an Jesus. Wenn wir uns irgendwo Gedanken über Gott machen und dabei vergessen, Jesus ins Gesicht zu sehen - wie er zum Beispiel diesen unmöglichen Haufen von Jüngern um sich sammelt, Sündern die Hand reicht, Kaputte heilt, Zerbrochene aufrichtet, Hochansteckende liebevoll berührt, seine Feinde liebt und von allen verlassen und verraten unter unmenschlicher Folter freiwillig am Kreuz stirbt, nur um unser Herz zu gewinnen - dann gehen wir an der Wahrheit vorbei ! SO ist Gott und nicht anders !

Gott vergibt erstens, und zweitens hilft Er uns, wo wir Sachen nicht alleine schaffen !
(Nun... eigentlich hilft Gott bei allem, selbst wenn wir nicht dran denken...)

Man sollte nie dem Fehler verfallen, einzelne Bibelverse alleine stehen zu lassen - die Bibel ist nur in ihrer Ganzheit wahr !

Wenn wir einzelne Stellen nicht verstehen oder wenn wir an Gottes Güte zweifeln, dann tun wir am besten daran, in Gedanken zu Jesus zu gehen und Ihnanzusehen. Mal wieder in einem Evangelium lesen. Oder auch mal in den Psalmen blättern. Da kommt alles in die rechte Balance, das habe ich schon so oft persönlich erlebt.

Gerade, wenn mir das Böse in dieser Welt an die Nieren geht... Er weiß es und Er versteht es und Er hält die Auflösung des Rätsels in der Hand ! IHM vertraue ich ! Mehr Liebe, als Jesus am Kreuz für uns bewiesen hat, kann es nicht geben !

Was mein persönliches Leben betrifft: Ich bemühe mich mit ganzer Kraft und all meiner Liebe, so gut ich kann, Jesus hinterher zu laufen und zu tun, was er mir sagt. Das berührt mein eigenes und anderer Leute Leben.

Ich bitte Ihn um Seine ständige Hilfe und um Gelingen. Und dass ich ganz nah an Ihm dran bleibe, das ist mir das Allerwichtigste.

Wo mir was gelingt, danke ich Ihm und weiß: Das hätte ich nie alleine geschafft !

Wo ich versage, gebe ich das offen vor Ihm zu und vertraue, dass Er mir vergibt und mich immer noch genau so wie vorher unbeschreiblich lieb hat !

In allem ist Er derjenige, um den sich alles dreht, und ich freu mich so oder so wie ein Schneekönig, dass ich Ihn kennen lernen durfte und auf ewig Sein bin !

Naja, es gäbe noch viel mehr über das Thema zu sagen, beispielweise, dass man mal zu diesem Thema alle Bibelstellen auf einem Haufen gemeinsam betrachten sollte, bevor man komische Sachen von Gott denkt, aber ich hoffe, in der Essenz hat dir die Antwort etwas weitergeholfen...

Sei ganz lieb gegrüßt,
theremustbemore



No comments:

Post a Comment